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Nutzungsstrategien eines sekundären Wirtschaftsraumes während der Bronzezeit
Das westliche Slowakische Erzgebirge und sein Vorfeld im Gran und Žitavatal
Das slowakische Erzgebirge muss spätestens ab dem 5. vorchristlichen Jahrtausend ein bedeutender Rohstofflieferant hinsichtlich des Metallhandels gewesen sein. Hinweise hierfür lassen sich besonders den Ergebnissen der verstärkten archäometallurgischen Forschung innerhalb dieser Region in den letzten Jahren entnehmen. Dennoch mussten Fragen nach der Nutzung der Montanregion selbst sowie nach der Organisation der Ausbeutung der Lagerstätten sowie deren positive Identifizierung als Rohstofflieferant bisher offenbleiben. Auch die Handelswege zwischen der Montanregion und ihrem Umfeld sowie die Einbindung der bekannten Großsiedlungen in den Flusstälern und überhaupt die Struktur der kupfer- und bronzezeitlichen Siedlungsmuster sind größtenteils ungeklärt.

Seit 2011 geht das Deutsche Bergbau-Museum Bochum innerhalb eines Verbundprojekts, koordiniert von der Römisch-Germanischen Kommission, diesen offenen Fragestellungen nach. So fanden metallurgische und archäologische Untersuchungen zur Metallverarbeitung der Siedlung Fidvar bei Vràble sowie auf ihre umgebende Mikroregion statt. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten montanarchäologische Prospektionen sowie Ausgrabungen der potentiell bronzezeitlich genutzten Erzlagerstätten (Špania Dolina-Piesky, Poniky, L’ubietova). Ergänzt wurden die Geländearbeiten durch Probennahmen an bronzezeitlichen Metallartefakten in verschiedenen Museen sowie der Erweiterung der Erzanalysen, die zukünftig die Grundlage für Provenienzstudien bilden, welche in einer Promotion bearbeitet werden. Zusammen mit vorangegangenen Studien zeigt sich, dass die slowakischen Kupfer-Lagerstätten isotopisch nur schwer voneinander zu trennen sind. Gleiches gilt auch für die Differenzierung der weiteren Kupfervorkommen des Karpatenbogens. Dennoch legen die derzeitigen metallurgischen Untersuchungen eine Nutzung der Kupferlagerstätten in den Regionen Špania Dolina und L’ubietova nahe.

In den Fokus rückte ab 2016 die Höhensiedlung L’ubietova-Vysoká (dt. Hoher Stein), die in direktem Sichtkontakt und nur 500 m (Luftlinie) vom Bergbaurevier entfernt liegt. Die Siedlung befindet sich nördlich der Lagerstätte auf 925 m üNN. Oberflächenfunde (Keramik) sowie Sondenfunde (hauptsächlich Bronzegegenstände) datieren die Siedlung zwischen die späte Bronzezeit und Frühlatènezeit, wobei der Schwerpunkt auf der Hallstattzeit liegt. Aufgrund der räumlichen und zeitlichen Nähe zum Kupferbergbau könnte eine Verbindung zwischen Bergbau und Siedlung bestehen, weshalb die Siedlung mit Geomagnetik großflächig prospektiert und mit mehreren Sondagen näher untersucht worden ist. Die Sondagen ergaben dasselbe Keramikspektrum wie die Oberflächenfunde und legten Siedlungsbefunde wie Gruben frei. Ein tiegelartiger Fund scheint jedoch nach ersten Analysen in keinem metallurgischen Zusammenhang zu stehen, obwohl dieser aus einem gebrannten Boden mit rostroter Färbung stammte.

Die Auswertungen der Forschungen dauern noch an und sollen in Form einer Monographie vorgelegt werden.

Abgeschlossene Bachelorarbeit

Daniel Demant
Metallurgisches Gerät aus Siedlungen der Bronzezeit in der Mittel- und Westslowakei

Abgeschlossene Masterarbeit

Uwe Enke
Geoelektrische Untersuchung zur Erkundung von Altbergbaustrukturen im Kupferrevier von Špania Dolina (Herrengrund), Slowakei (Unveröffentlichte Masterarbeit, eingereicht an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg 2013).

Laufende Promotion

Daniel Demant
Kupferversorgung der Bronzezeit und die Lagerstätten des westlichen slowakischen Erzgebirges.

Project informations

Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Montanarchäologie

beteiligte forschende Bereiche
Förderung
Kooperation

K. Rassmann, Deutsches Archäologisches Institut, Römisch-Germanische Kommission

Prof. Dr. Thomas Stöllner, Beate Sikorski, M.A., Ruhr-Universität Bochum

Prof. Dr. J. Batora, Archäologische Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Nitra sowie die Comenius Universität, Bratislava

Dr. Andrej Sitar, Banicke Bratsvo Herrengrund/Spania Dolina

M. Cheben, M.A., Archäologische Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Nitra

Dr. Jozef Labuda, Slowakisches Bergbaumuseum in Banska Štiavnica

Prof. Dr. B. Eitel, Geographisches Institut, Universität Heidelberg

Dr. F. Bittmann, Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung

Dr. Martin Kvietok, Midland Adventure, s.r.o.

  • Jennifer Garner, Michal Cheben, Daniel Demant, Uwe Enke, Rainer Herd, Jozef Labuda, Diana Modaressi-Tehrani, Thomas Stöllner, Peter Tóth, Neue montanarchäologische Untersuchungen im Slowakischem Erzgebirge. Der Anschnitt 66, 2-3, 2014, 66-77.
  • Jennifer Garner, Neue Untersuchungen zur Montanarchäologie im Slowakischen Erzgebirge. In: 17. Internationaler Bergbau- und Montanhistorik –Workshop, Freiberg in Sachsen, 1. bis 5. Oktober 2014 (Freiberg2014), 218-226.
  • Diana Modarressi-Tehrani, Jennifer Garner, New Approaches on Mining Activities in the Slovakian Ore Mountains. In: Argenti Fodina 2014 (Banska Štiavnica 2015), 45-57.
  • Diana Modarressi-Tehrani, Jennifer Garner, Martin Kvietok, Copper Production in the Slovak Ore Mountains – New Approaches. In: G. Körlin, M. Prange, Th. Stöllner, Ü. Yalcin (Hrsg.): From Bright Ores to Shiny Metals. Festschrift Andreas Hauptmann. Der Anschnitt, Beiheft 29 (Bochum 2016) 109-123.
  • Jennifer Garner, Diana Modarressi-Tehrani, Jozef Bátora, Bergauf – Bergab – Die Suche nach dem bronzezeitlichen Bergbau. Konferenz Stříbrná Jihlava 2016/Silbernes Iglau 2016. Acta Rerum Naturalium 21, 2017, 209-230.