Im Jahre 1994 traten bei Arbeiten zur kommerziellen Salzgewinnung in unmittelbarer Nähe zum Dorf Hamzehli, etwa 340 km nordwestlich von Teheran gelegen, die ersten sensationellen Zufallsfunde zutage: Unter ihnen befanden sich die mumifizierten Überreste menschlicher Körper. Eine Notgrabungskampagne begann im Jahr 2004, nachdem Arbeiter abermals Teile menschlicher Körper fanden. Der iranische Archäologe Abolfazl Aali erkannte den kulturhistorischen Wert des Ortes und setzte sich für eine Einstellung der kommerziellen Extraktion ein. Die archäologischen Tätigkeiten wurden im Jahr 2005 fortgesetzt. Sie ermöglichten eine Gliederung des antiken Abbaus in eine achämenidische, eine sassanidische, sowie eine islamische Phase.
Im Jahr 2010 startete ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligtes internationales Forschungsprojekt. Das Team umfasste neben ArchäologInnen der iranischen Bodendenkmalpflege und des Deutschen-Bergbau Museums Bochum ExpertInnen für Mumienforschung, Histologie und DNA-Forschung der Universität Zürich (Zentrum für Evolutionäre Medizin; Swiss Mummy Project), der Archäometrie der Universitäten Oxford und York sowie der Archäobotanik der Ruhr-Universität Bochum. Gemeinsames Ziel war es, vor allem die 2004 bis 2005 erzielten Ergebnisse durch eine ergänzende Dokumentation, Kontrolle der Stratigrafie und Datierung zu überprüfen. Ferner haben wir ein Grabungs-GIS aufgebaut und die Forschungen mit einem Survey und einer umfangreichen Grabung ausgeweitet. In das Projekt eingebunden sind auch verschiedene Dissertationen und Masterarbeiten, die in einer Reihe monographischer Publikationen veröffentlicht werden sollen.
Das Salzbergwerk von Douzlakh (Hamzehli, Chehrabad)
Zwischen den Talschaften von Hamzehli, Mehrabad und Chehrabad ragte eine Alterationszone aus der Ebene. Ein Teil dieser Zone besteht aus einem tektonisch noch immer aktiven Salzdiapir, dem „Douzlakh“ (azeri: „Salzort“). Der Salzdom besteht aus salinaren Gesteinen, insbesondere Gips, Ton und Steinsalz. Diese lagerten sich im Miozän ab und sind aufgrund der tektonischen Aktivität und der geringen Überdeckung sehr tagnah abbaubar. Die Steinsalzzüge sind in eine weiche und instabile Ton-Gipsmelange eingebettet; die Zusammensetzung des Salzes zeichnet sich durch seine hohe Reinheit aus, erkennbar an dem hohen Anteil farbloser, opaker bis transparenter Salzkristalle. Sie wurden auf der Südostseite des Berges durch den antiken Tiefbau gefördert. Die in den letzten Jahren durchgeführten 14C-Datierungen verschiedener Schichten bestätigten die bisherigen Datierungen und erlauben ein differenzierteres Bild der verschiedenen Abbauphasen.
Zugehöriges Projekt
Ancient Mining and Metallurgy at the West Central Plateau
Abgeschlossene Dissertation
Gabriela Ruß-Popa
Untersuchungen zur eisenzeitlichen Leder- und Felltechnologie (2016)
Abolfazl Aali
Chehr Abad Salt Mine: Archaeological Excavation in 2004-2005 (2019)
Abgeschlossene Masterarbeiten
K. Kosczinski, Die Abbaugeräte im antiken Salzbergwerk von Douzlākh (Chehrābād, Zanjān, IR). Eine taphononomische und experimentelle Annäherung (2019)
F. Schapals, Stratigraphische und taphonomische Analyse des antiken Salzbergwerkes von Chehrabad, Iran (2019)
Project informations
Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Montanarchäologie
Seit 2010
Iranian Centre for Archaeological Research (ICAR), Shiraz, Iran
Universität Zürich, Zentrum für Evolutionäre Medizin
Universität Oxford (RLAHA Oxford), Archäometrisches Forschungslabor
Universität York, Institut für Archäologie
Universität Teheran, Institut für Parasitologie und Mykologie Iran
- A. Aali, Th. Stöllner, A. Abar, F. Rühli, The Salt Men of Iran: The Salt Mine of Douzlākh, Chehrābād. Arch. Korrbl. 42/1, 2012, 61-81.
- A. Aali, A. Abar, N. Boenke, M. Pollard, Fr. Rühli, Th. Stöllner, Ancient salt mining and salt men: the interdisciplinary Chehrabad Douzlakh project in north-western Iran. In collaboration with Don Brothwell, Irene Good, Matthieu Le Bailly, Karl Link, Marjan Mashkour, Gholamreza Mowlavi, Masoud Nezamabadi, Hamed Vahdati Nasab & Christina Warinner. Antiquity Project Gallery, 2012, antiquity.ac.uk/projgall/aali333/.
- A. Aali, Th. Stöllner (eds.), The Archaeology of the Salt Miners. Interdisciplinary Research 2010-2014. Metalla (Bochum) 21.1-2, 2014 (2015) 1-141 (Persian: 143-216).
- Z. Askari, S. Mas-Coma, A.S.Bouwman, N. Boenke, T. Stöllner, A. Aali, M. Rezaiian, G-Mowlavi, Fasciola hepatica eggs in paleofaeces of the Persian onager Equus hemionus onager, a donkey from Chehrabad archaeological site, dating back to the Sassanid Empire (224–651 AD), in ancient Iran. Infection, Genetics and Evolution 62, 2018, 233-243.
- L. Öhrström, T.Stöllner, A. Aali, F. Rühli, Antiken Bergleuten auf der Spur. Die Salzmumien von Douzlākh. Antike Welt 6/2016, 20-24.
- Öhrström, L., Seiler, R., Böni, T., Aali, A., Stöllner, T., Rühli, F., Radiological Findings in an ancient Iranian salt mummy. Skeletal Radiol, 2016; epub Feb 7. IF: 1.7 (Erratum: Skeletal Radiol. 2016 Mar;45(3):433).
- M. Nezamabadi, A. Aali, Th. Stöllner, M. Mashkour, M. Le Bailly, Paleoparasitological analysis of samples from the Chehrabad salt mine (Northwestern Iran). International Journal Paleopathology (2013) dx.doi.org/10.1016/j.ijpp.2013.03.003