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Bronzezeitliche und früheisenzeitliche Rohstoffgewinnung im Altai und seinen umliegenden Gebieten (Ostkasachstan - Projektabschnitt III)
Kupfer und Zinn der zentralasiatischen Steppe
Das im Jahr 2003 mit der Unterstützung der Gerda Henkel Stiftung angestoßene Forschungsprojekt beschäftigte sich mit der bronzezeitlichen Gewinnung von Kupfer und Zinn in Ostkasachstan. Die Lagerstätten liegen hauptsächlich im Altaigebirge und bilden eines der reichsten Rohstoffvorkommen Zentralasiens. Im Gebirgsstock des Kalba-Narym-Gebirges führten wir umfangreiche Prospektionen und Ausgrabungen durch. Uns gelang es, eine Kupfer- und Zinnproduktion im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. nachzuweisen und die dazugehörige Siedlungslandschaft besser zu verstehen. Sensationell war die Entdeckung der bislang ältesten Bergmannsgräber Zentralasiens. Die jüngeren Forschungen beschäftigen sich nun eingehend mit der Frage, ob Zinn aus Zentralasien im Vorderen Orient Verwendung fand.

Der Altai und die angrenzenden Bergrücken der benachbarten Gebirge zählen zu den großen Lagerstättengebieten Zentralasiens. Sie befinden sich im Grenzraum von Kasachstan, Russland (Sibirien), der Mongolei und China. Das Gebiet ist bis heute kulturelle Kontaktzone zwischen Ostasien und Europa. Verschiedene Wirtschaftsfaktoren, die beispielsweise aus der Gewinnung metallischer Rohstoffe oder der Transhumanz der Waldsteppennomaden resultieren, bestimmten die kulturelle Entwicklung und Dynamik des Raumes nachhaltig. Während der schneereichen Winter hielten sich die Nomaden bevorzugt in den Gebirgstälern des Altai auf. Die Gewinnung von Rohstoffen erfolgte auch noch in historischer Zeit saisonal (im sog. Tschudenbergbau) und dürfte zu überregionalen Tauschhandelsnetzen geführt haben. Kulturgruppen aus Sibirien und Mittelasien haben die Lagerstätten des Altai erschlossen.

Durch unsere Forschungen im Gebirgsstock des Kalba-Narym-Gebirge gewannen wir weitreichende Erkenntnisse zum Zinnabbau und dessen Organisation während des 2. Jahrtausends v. Chr.: Das Gebiet des Delgebetej war offensichtlich ein häufig aufgesuchter Siedlungs- und Wirtschaftsraum, in dem man kleinere Gräberfelder und vielleicht auch Siedlungen anlegte. Unmittelbar vor den Zinngruben von Askaraly II stießen wir auf mehrere Gräber, die Rillenschlägel – möglicherweise als Beigaben bzw. Devotionalien – enthielten. Es handelt sich somit um die ersten und ältesten Bergmannsgräber Zentralasiens.

Eine zugehörige Siedlung schließt südwestlich dieses Gräberfeldes an: Zinnerz, metallurgische Reste Gerätschaften und Keramik lassen an einer Zusammengehörigkeit zum Bergbau und auch zum Gräberfeld nicht zweifeln. Ein rechteckiges Steingebäude, ein sogenanntes Halbgrubenhaus (poluzemljanka) könnte auf eine eher sesshaftere Lebensweise hinweisen, obwohl man allgemein eher von einer semi-nomadischen Wirtschaftsweise der Andronovo-Gruppen ausgeht.

Anhand von Abbauspuren im harten Umgebungsgestein gewannen wir sehr gute Ergebnisse zur bergmännischen Primärgewinnung: Offensichtlich kamen zwei Abbautechniken zum Einsatz. Die Bergleute setzten Steinschlägel ein und wendeten für manche Abbaubereiche (Askaraly II) das Feuersetzen an, für andere Abbaubereiche (Askaraly I) jedoch nicht. Auch verweisen zwei Typen von Abraumhalden auf verschiedene Phasen oder Technologien. Feuersetzen war vielleicht nur dort möglich, wo ausreichend Holzressourcen zur Verfügung standen. Dies könnte auch die Ursache für die Anlage von Hüttenplätzen am Flusslauf der Schulbinka nördlich des Irtysch sein, dessen Ufer Auenwälder flankierten. Ob ein Zusammenhang, eventuell auch ein Wirtschaftskreislauf im Sinne einer Transhumanz bestand, bedarf weiterer Klärung durch Grabungen und naturwissenschaftliche Untersuchungen.

Interessant ist weiterhin, dass einige sowohl mesopotamische Bronzen als auch frühe Zinnbronzen aus Troja aus geologisch alten Lagerstätten zu stammen scheinen. Ähnlich alte Isotopenmuster haben wir auch in ostkasachischen Metallfunden entdeckt; vielleicht stammt das verwendete Metall (Kupfer, Zinn) aus der Region. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass diese Lagerstätten in einen weit nach Westen gehenden Fernhandel eingebunden waren. Insofern lässt sich auch von dieser Seite die Bedeutung erahnen, die vor allem die geologisch alten, kambrischen und präkambrischen Gebirgszüge Kasachstans einzunehmen scheinen. Es bleiben aber noch viele Fragen zum Rohstoffhandel ungeklärt.

Abgeschlossene Dissertationen

Anton Gontscharov
Metall der bronzezeitlichen Kulturen aus Zentral- und Ostkasachstan

Hande Özyarkent
Economy and Mobility-pattern of Bronze Age Andronovo-culture in Central- and East-Kazakhstan

Project informations

Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Montanarchäologie

beteiligte forschende Bereiche
Laufzeit

2003 – 2008

Abschlusspublikation für 2014 geplant

Förderung
Kooperation

Institut der Archäologie zum Andenken an A. Margulan der Akademie der Wissenschaften der Republik Kasachstan /Z. Samaschev, S. Berdenov, V. Merz

Ruhr-Universität Bochum