Aufgrund von Inschriften und gestempelten Bleibarren (Metalla Ulpiana, Metalla Dardanica) ist bekannt, dass sich in der Region ein römischer Metallbezirk (Metalla) befand. Das Ziel der Forschungen besteht darin, die metallurgische Prozesskette, d. h. vom Bergbau, der Aufbereitung und Verhüttung der Erze bis hin zur Gewinnung der Metalle Blei und Silber, möglichst vollständig zu rekonstruieren. Dazu wird ein Bündel verschiedener archäologischer und geochemischer Untersuchungsmethoden angewandt: Surveys, geomagnetische und geoelektrische Messungen, Bohrstocksondagen sowie archäologische Ausgrabungen. Erze und metallurgische (Bei-) Produkte aus den Surveys und Grabungen werden auf ihren Phasenbestand, Chemismus und Bleiisotopensignatur hin analysiert.
Bei den Surveys wurden zahlreiche Verhüttungsplätze und Überreste von Bergbau entdeckt. Ausgedehnte Bergbaureviere befinden sich im Umfeld der Ortschaften Shashkoc/Šaškovac und Janjevë/Janjevo sowie in der Umgebung von Novobërdë/Novo Brdo. Der Bergbaudistrikt rund um Shashkoc und Janjevë ist in Sichtweite von Ulpiana, nur wenige Kilometer östlich der Stadt gelegen. Zahlreiche große Halden, Pingen sowie einige Mundlöcher von relativ kleinen Gruben, die sich z. T. noch befahren lassen, zeugen von einer intensiven Nutzung. Dafür sprechen auch zahlreiche Funde von römischer, mittelalterlicher und ottomanischer Keramik. Im direkten Umfeld des Bergbaus, teilweise auf den Halden, fanden sich Ambosssteine, die zur Zerkleinerung der Erze dienten. Da das Revier wiederholt ausgebeutet wurde, fanden Ausgrabungen an möglichst unterschiedlichen Bergbaurelikten an verschiedenen Stellen des Reviers statt. Aufgrund der Dichte der Befunde ist es allerdings in vielen Fällen zu Überlagerungen gekommen, die älteren Überreste wurden von den jüngeren überlagert.
Sowohl bei Shashkoc-Janjevë als auch bei Novobërdë wurden blei- und silberführende polymetallische Vererzungen abgebaut. Mittels Bleiisotopenanalytik ließ sich die Versorgung der Verhüttungsplätze mit Erzen aus den verschiedenen Lagerstätten direkt nachweisen. Untersuchungen an den Schlacken und weiteren metallurgischen (Bei-) Produkten zeigen eindeutig, dass Blei und Silber gewonnen wurden. Dazu wurden die Erze zunächst verhüttet, um Rohblei zu gewinnen, welches auch das Silber anreichert. In einem weiteren Prozessschritt, der sogenannten Kupellation, wurde schließlich das Edelmetall aus dem Blei abgetrennt. Untersuchungen zum Phasenbestand und Chemismus der Schlacken ließen Rückschlüsse auf verschiedene Parameter des Verhüttungsprozesses zu und ergeben zusammen mit den Ergebnissen der montanarchäologischen Forschungen ein umfassendes Gesamtbild der vormodernen Metallgewinnung im Umfeld von Ulpiana.
Project informations
Katrin Westner
Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Montanarchäologie, Forschungsbereich Archäometallurgie
2013 – 2020
Dr. Guntram Gassmann, Fa. ARGUs, Tübingen
Dr. Enver Rexha, Milot Berisha M.A., Archaeological Institute of Kosova, Prishtina
Prof. Dr. Friedrich Lüth, Deutsches Archäologisches Institut
PD. Dr. Felix Teichner, Vorgeschichtliches Seminar, Philipps-Universität Marburg
- Westner, K.J., Gassmann, G., Klein, S. (2019). Primary metal extraction on secondary metal production from re-smelting? A case study on samples from two excavated sites in Kosovo. In: C. Herm, S. Merkel, M. Schreiner, R. Wiesinger (Hrsg.). Archäometrie und Denkmalpflege 2019. Metalla Sonderheft 9, S. 200-203.
- Westner, K. J., Gassmann, G., Klein, S., Körlin, G. (2017). Technological changes in mining and metallurgy from Roman to medieval times: Evidence from a Pb-Ag (-Cu) ore district in central Kosovo (249-258). In: I. M. Ruiz, A. Perea (Hrsg.). Archaeometallurgy in Europe IV. Bibliotheca Praehistorica Hispana, 33. Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Madrid.
- Körlin, Gabriele & Gassmann, Guntram: Der römische Bergbau und die Metallverarbeitung im Hinterland der antiken Stadt Ulpiana (Kosovo). Ein Zwischenbericht. In: G. Körlin, M. Prange, Th. Stöllner, Ü. Yalcin (Hrsg.), From Bright Ores to Shiny Metals. Festschrift for Andreas Hauptmann on the Occasion of 40 Years Research in Archaeometallurgy and Archaeometry. Der ANSCHNITT. Beiheft 29 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 210), Bochum 2016, 187-204.
- Westner, Katrin J., Klein, Sabine, Gassmann, Guntram: Roman to Medieval Precious and Base Metal Smelting Near Ulpiana (Kosovo): Evidence for Complex Multistage Extraction of Silver. In: G. Körlin, M. Prange, Th. Stöllner, Ü. Yalcin (Hrsg.), From Bright Ores to Shiny Metals. Festschrift for Andreas Hauptmann on the Occasion of 40 Years Research in Archaeometallurgy and Archaeometry. Der ANSCHNITT. Beiheft 29 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 210), Bochum 2016, 205-218.
- Gassmann, Guntram, Klein, Sabine, Körlin, Gabriele: The roman mines near Ulpiana, Kosovo. In: A. Hauptmann & D. Modarressi-Tehrani (Hrsg.), Archaeometallurgy in Europe III. Anschnitt Beiheft 26, Bochum 2015, 33-43.
- Westner, Katrin J., Gassmann, Guntram, Körlin, Gabriele, Klein, Sabine: The polymetallic roman mining district of Shashkoc/Šaškovac and Janjevë/Janjevo – Economic foundation of the Municipium Ulpiana (Kosovo)? In: A. Hauptmann, O. Mecking, M. Prange (Hrsg.), Archäometrie und Denkmalpflege 2013. Jahrestagung an der Bauhaus-Universität Weimar 25.-28. September 2013. Metalla Sonderheft 6, Bochum 2013, 53-57.
- Gassmann, Guntram, Körlin, Gabriele: Roman non-ferrous and noble metal mining in Kosovo, in: Archaeometallurgy in Europe III Abstracts. Metalla Sonderheft 4, Bochum 2011, S. 128-129.
- Gassmann, Guntram, Körlin, Gabriele, Klein, Sabine: Römischer Erzbergbau im Umfeld der antiken Stadt ULPIANA bei Priština (Kosovo), in: Der Anschnitt 63, 2011, H. 4-5, S. 157-167.